IMG 7394bekleinDas museumseigene Bildarchiv setzt sich aus 30.000 bis 40.000 Medien zusammen, wobei die Fotografien den Zeitraum von etwa 1850 bis 1980 abdecken und neben Papierabzügen, Negativen und Dias auch ca. 6.000 Glasplattennegative umfassen.

Konkret handelt es sich um

  • einzelne Porträtfotos des 19. Jahrhunderts,
  • den Altbestand des Westerwald-Vereins aus der Zeit um 1900,
  • den Foto- und Negativbestand des Laienfotografen Valentin Altmann von 1906 bis ca. 1930,
  • das historische Archiv der Kreisbildstelle aus den 1930er Jahren und späterer Zeit bis etwa 1980,
  • sowie diverse Kleinbestände aus privaten Nachlässen.

Das Bildarchiv dient der Sammlung und Erhaltung historischer Bildträger der gesamten Region und beabsichtigt deren Digitalisierung, Erforschung, Publikation, Präsentation und Bereitstellung für Forschungsvorhaben.

Das neu gestaltete Eingangsgebäude beherbergt einen multimedialen Bilderraum mit zwei Arbeitsplätzen. Dort stehen momentan etwa 4.500 Aufnahmen in digitaler Form zur Recherche bereit. Die weiteren Bestände können nach vorheriger Anfrage eingesehen werden.

Zu den größeren Konvoluten des Archivs:
Der Altbestand des Westerwald-Vereins übermittelt meist bauliche und landschaftliche Sehenswürdigkeiten der Region. Die mehr als 300 Papierabzüge hatte der Verein bei örtlichen Berufsfotografen in Auftrag gegeben. Zum ersten Mal erschienen diese Fotos in der Neuausgabe des „Großen Westerwald-Führers“ von 1907. Von 1908 an ergänzten sie die Beiträge in der vereinseigenen Zeitschrift „Westerwälder Schauinsland“.

Zur gleichen Zeit begann der 14jährige Valentin Altmann (1891–1967) aus Niederelbert bei Montabaur, Personen und Ereignisse mit seiner Stativkamera festzuhalten. Die dabei entstanden Aufnahmen decken zahlreiche Szenen des dörflichen Lebens ab, umfassen als Besonderheit aber auch rund 400 Aufnahmen aus der amerikanischen Besatzungszeit des Ortes von 1918 und 1919. Eine Auswahl der Altmann-Fotografien bieten die Monografie „A Piece of the Rhine. Amerikanische Besatzung im Brückenkopf Koblenz 1918-1923“ und der Bildband „LebensArt – Die Bilderwelt des Valentin Altmann“. Die von der Museen im Westerwald GmbH herausgegebenen Bände sind im Museumsladen oder im Buchhandel erhältlich.

IMG 7418bekleinDie Fotos der ehemaligen Kreisbildstelle, die 2005 in das Bildarchiv des Museums integriert wurden, stammen zum überwiegenden Teil von deren ersten Leiter, dem Lehrer, Regierungs- und Schulrat Georg Gerlach (1899-1961). Das „Gerlach-Archiv“ umfasst schätzungsweise 5.000 bis 6.000 Aufnahmen aus insgesamt 40 Themenbereichen.

Gerlach lichtete z.B. bauliche Überreste am römischen Limes ab, Boden- und Naturdenkmäler, Naturschutz-Einrichtungen, charakteristische Landschaftsabschnitte, prosperierende Wirtschaftsbetriebe der Basalt- und Tonindustrie, keramische Handwerksstätten, genauso wie ihre Produktionsabläufe und deren Produkte, Fern- und Dorfstraßen, Schulen und ihre damals propagierten Nutzgärten, oder etwa Exponate des ehemaligen Kreisheimatmuseums in Montabaur.

Aus dem umfangreichen Vorkriegsmaterial legte die Kreisbildstelle viele Jahre nach Gerlachs frühem Tod eine Bildkartei an. Die circa 1.750 Motive spiegeln überwiegend Gebäude und Ortsansichten wider. Gerlach hat solche Aufnahmen aus mehr als 100 Ortschaften des heutigen Westerwaldkreises hinterlassen. Diese nahezu flächendeckende Dokumentation von Fachwerkhäusern einer Region in ein und demselben Zeitschnitt dürfte in dieser Dichte einmalig sein.

Über den „Gerlach“-Bestand hinaus birgt das Archiv der ehemaligen Kreisbildstelle einen umfangreichen Anteil neuerer Fotografien. Zum einen gehören rund 500 freigegebene Luftbildaufnahmen aus den 1970er Jahren dazu, ferner Hunderte gerahmter Dia-Positive. Die Abbildungen zeigen meist Ortschaften, Festveranstaltungen und Sehenswürdigkeiten und dürften zwischen etwa 1960 und 1980 entstanden sein.

Neben den skizzierten Bildgruppen umfasst der Bestand des Landschaftsmuseums weitere Kleinbestände aus privaten Nachlässen, darunter ungefähr 400 Porträtaufnahmen aus dem Atelier des Berufsfotografen Remy in Höhr-Grenzhausen. Weiterhin finden sich
kleinere Glasplatten-Nachlässe hobbymäßig fotografierender Familienangehöriger aus Privatbesitz ab den 1920er Jahren, Bildserien von Basalt-Steinbrüchen um 1960, 100 Glasplatten von Siegerländer Eisenhütten von 1930 und ca. 150 Glasplatten-Aufnahmen des Töpferhandwerks aus dem gleichen Zeitraum.

Eine eigene Quellengruppe stellt der hauseigene Papierbildbestand auf ungefähr 3.000 Bildkarten dar. In 30 Bildordnern thematisch untergliedert, befinden sich darunter sowohl Originalabzüge als auch eine Anzahl von Reproduktionen.

Diaaufnahmen und rund 500 Postkarten runden das Bildarchiv ab.

niederlass hausGebäude errichtet um 1723

Übernahme ins Museum: 1987-1991

Das heutige Eingangsgebäude des Landschaftsmuseums wurde ursprünglich um 1723 im Ort Norken unweit von Hachenburg errichtet. Es gehörte einem mittelständischen Bauern und weist zwei Besonderheiten auf, welche diesem Haustyp auch eigene Bezeichnungen geben.

Zunächst handelt es sich um ein sogenanntes Einhaus, Einheitshaus oder Einfirsthaus da der Wohnbereich und der Wirtschaftsbereich mit Scheune und Stall unter einem Dach vereint sind. Nachträglich erhielt das Haus eine Erweiterung, indem an einer Traufseite das Dach abgeschleppt, also heruntergezogen wurde. Dadurch entstand der Niederlass, der sich an vielen Häusern im hohen und oberen Westerwald findet. Solche Gebäude werden daher auch als Niederlasshäuser bezeichnet.

Heute beherbergt das Gebäude den Eingangsbereich mit Museumsladen. Im Obergeschoss ist die neue Dauerausstellung zur Geschichte des Westerwaldes untergebracht.


Niederlass Aussen1 früherNiederlass Aussen1 heute

Das Niederlasshaus Ende der 1980er Jahre am Originalstandort in der Ortsgemeinde Norken. Der Hof wurde damals schon einige Jahre nicht mehr bewirtschaftet und war ebenso wenig bewohnt. Heute passieren die Besucher die ehemalige Scheune, um das Museumsgelände zu betreten. Das einst verputzte Fachwerk des Erdgeschosses ist heute freigelegt.

 


 Niederlass aussen2 früherNiederlass aussen2 heute

Das Gebäude kurz der Translozierung. Die Gefache sind bereits herausgeschlagen, so dass gut das Fachwerkgefüge zu erkennen ist. Heute stellt sich der gleiche Blick von den Sitzbänken dar.



 Niederlasshaus Balken

 

 

Das Balkengefüge des Niederlasshauses aus Norken beim Wiederaufbau im Landschaftsmuseum. Heute ist das Fachwerk der Giebelseite verdeckt.

 

 


 

dorfschule

Gebäude errichtet: 1809

Übernahme ins Museum: 1992-1993

Nachdem der Schulunterricht zunächst abwechselnd in den Wohnstuben der Eltern gehalten worden war, errichtete die Gemeinde Obermörsbach 1809 ein eigenes Schulgebäude. Hinter dem Hausflur, der mit einer Feuerstelle sowie dem lehmverkleideten Holzschornstein die Flurküche, den Ern bildet, schließt sich der Schulraum an. Hier unterrichtete ein Lehrer, welcher auch in der Schule wohnte, alle Kinder des Dorfes.

Seit 1823 gingen auch die Schüler aus dem benachbarten Kundert zum Unterricht nach Obermörsbach, bis in Kundert 1835 eine eigene Schule errichtet wurde. Weiterhin gab es einen Lehrer, der im Wechselunterricht die beiden Schulen in Kundert und Obermörsbach betreute. Im Winterhalbjahr hielt er morgens Schule in Kundert und nachmittags in Obermörsbach.

Nach 1878 gingen die Obermörsbacher Kinder in Niedermörsbach zur Schule. Das jetzt im Museum befindliche Schulgebäude wurde seitdem als Abstellraum und Scheune genutzt.


Schule Aussenansicht früherSchule Aussenansicht heute

 


Das Fachwerk der Schule am Originalstandort in Obermörsbach. Beim Wiederaufbau der Schule im Museum wurde die Giebelseite mit Schiefer verkleidet.

 

 

 


 Schule Innenansicht früherSchule Innenansicht heute

Der Klassenraum kurz vor der Translozierung des Gebäudes. Im Museum wurden zusätzliche Fenster an der linken Traufseite eingebaut.

 

 


 

scheune

Gebäude errichtet um 1680

Übernahme ins Museum: 1980-1983

Die reetgedeckte Scheune ist das älteste Gebäude im Landschaftsmuseum. An ihrem Ursprungsort stand die Scheune zunächst separat, bis an deren Giebelseite ein Wohngebäude mit Stall angebaut wurde und dadurch ein Streckhof entstand.

Heute steht die geräumige Scheune wieder als Einzelgebäude und bildet zusammen mit dem Mühlenwohnhaus, der Ölmühle und dem Backes eine sogenannte Gehöftgruppe.

Als Besonderheiten, die für einen wohlhabenden Erbauer der Scheune sprechen, sind die Größe des Gebäudes, die mächtigen Fachwerkbalken und die Verzierung der Gefache mit Kratzputzornamenten in Stipptechnik auszumachen.

Außerdem verfügt das Gebäude über ein sofort angebautes abgeschlepptes Dach an der rückwärtigen Traufseite und ein rekonstruiertes Tor mit tragendem Holzwerk an der Außenseite.

Im Inneren gliedert sich die Scheune in drei Zonen. In der Mitte befindet sich die befahrbare Tenne, die zum Abstellen des Leiterwagens und als Dreschraum diente. Rechts und links schließen sich zwei Bansen an, die als Lagerräume für Heu, Stroh und Getreide genutzt wurden. Nach Bedarf ließen sich im oberen Scheunenbereich durch aufgelegte Rundholzstangen weitere Deckenflächen und damit zusätzlicher Stauraum je nach Bedarf einrichten.


Scheune Aussenansicht früheScheune Aussenansicht heute




Die geräumige Scheune kurz vor der Translozierung ins Museum und am heutigen Standort.

 


  Scheune Kratzputz früherScheune Kratzputz heute




Ein Kratzputzornament, ausgeführt in Stipptechnik in den Kalkputz, am Originalstandort der Scheune in Sainscheid. Daneben das rekonstruierte Gefach im Landschaftsmuseum.

 

 

 


 

oelmuehle

Gebäude errichtet um 1750

Übernahme ins Museum: 1981-1983

Kollergang aus Buchholz. Wasserrad und Stampfwerk rekonstruiert.

Das Ölmühlengebäude aus Eichenholzfachwerk war dem ebenfalls ins Landschaftsmuseum überführten Mühlenwohnhaus angeschlossen. Bis 1900 wurde es zur Ölherstellung genutzt.

Rund 80 Jahre später erfolgte die Übernahme des Gebäudes ins Museum. Die Inneneinrichtung ist eine Zusammenstellung originaler Bestandteile aus verschiedenen Ölmühlen. Neuanfertigungen vervollständigen die Anlage.

In zwei Arbeitsgängen wurde hier Öl gewonnen. Das Wasserrad setzte eine hölzerne Welle in Bewegung, die einen stehenden Läuferstein rotieren ließ. Der Stein des sogenannten Kollergangs zerquetschte die Ölsamen. Nach der Zerkleinerung erfolgte das Pressen mittels einer speziellen Keiltechnik. Die Keile wurden über zwei Holzstempel eingeschlagen. Als Antrieb diente wiederum die zentrale Holzwelle.

Von den dabei entstehenden Klopfgeräuschen leitet sich die Ausdrucksweise Öl schlagen für die Tätigkeit, sowie Ölschläger als Bezeichnung für den Betreiber einer Ölmühle ab.

Mit Wasserkraft betriebene Ölmühlen wie diese waren bis zur ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts flächenmäßig über den Westerwald verteilt. Vereinzelt verarbeiteten sie bis in die 1950er Jahre hinein verschiedene Ölfrüchte wie Raps, Leinsamen, Rübsen, Sonnenblumenkerne, Bucheckern oder Eicheln. In einem zweiteiligen Arbeitsprozess wurden mittels einer speziellen Verfahrens Speise-, Brenn- und Schmieröle produziert.

Häufig waren die Ölmühlen mit Getreidemahlmühlen kombiniert. Die Ölproduktion geschah im Auftrag der bäuerlichen Kundschaft und beschränkte sich auf wenige Monate im Jahr.


Ölmühle Aussenansicht früheÖlmühle Aussenansicht heute




Vor der Übernahme ins Museum war das Dach der Ölmühle mit Pfannen gedeckt. Heute schützt ein rekonstruiertes Reetdach das Gebäude.

 

 


 Ölmühle Innenansicht früherÖlmühle Innenansicht heute




Muskelkraft war beim Einsetzen des Kollergangs im Museum gefragt. Der sich um die Achse drehende Stein diente ursprünglich zum Aufquetschen der Ölfrüchte.